Flatex scheint schrittweise den Parketthandel abzuklemmen. Seit einigen Tagen werden die Parkettbörsen nicht mehr automatisch als Handelsplatz angezeigt.
In Foren wie wallstreet-online klagen Flatex-Kunden darüber, dass sie keine Orders mehr an den deutschen Parkettbörsen aufgeben können. Zu den Parkettbörsen gehören die Börsen Stuttgart, Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt.
Eine offizielle Bekanntmachung seitens Flatex zu dem Thema steht noch aus. In den Foren wird berichtet, dass Mitarbeiter der Flatex-Kundenhotline die Auskunft gegeben hätten, dass für Wertpapiere, die auch an anderen Handelsplätzen wie z.B. Xetra, Tradegate, gettex, Quotrix oder LS Exchange gehandelt werden können, die Parkettbörsen „ausgeblendet“ worden seien. Nur für Wertpapiere, die nicht an diesen elektronischen Handelsplätzen gehandelt werden können, werde die Orderaufgabe an den Parkettbörsen von Flatex noch unterstützt.
Das scheint aber zumindest nicht in allen Fällen richtig zu funktionieren. Kunden berichten von Aktien, die über Nacht nicht mehr online handelbar sind. In diesem Fall muss eine Telefonorder aufgegeben werden, was umständlich ist, zu ungeklärten Zusatzkosten führt und die betroffenen Kunden nervt.
Was bezweckt Flatex damit?
Flatex scheint als börsennotiertes Unternehmen den Shareholder Value-Ansatz weiter auf die Spitze treiben zu wollen – nicht immer mit Vorteilen für die Kundschaft. Nachdem im März 2020 erstmals Depotgebühren eingeführt worden sind (wir berichteten), sind nun die Börsenplätze dran.
Zugegebenermaßen laufen normalerweise nicht mehr sehr viele Orders über die Parkettbörsen. Die elektronischen Handelsplätze haben den Parkettbörsen schon lange den Rang abgelaufen. Dort sind die Gebühren in der Regel deutlich niedriger, als im Parketthandel. In den vergagenen Jahren wurden die elektronischen Handelsplätzen von den Brokern aber auch regelmäßig „gepusht“, u.a. weil diese für den Orderflow Kickback-Zahlungen an die Broker entrichten. Seit MiFiD2 sind diese Kickback-Zahlungen transparent in den Kostenaufstellungen aufgeführt. Die Kickback-Zahlungen haben sogar ganz neue Brokermodelle wie die Neo-Broker justTRADE, GRATISBROKER und Trade Republic hervorgebracht. Von den Parkettbörsen gibt es dagegen keine Kick-Backzahlungen. Ein Grund, warum Flatex diese jetzt noch weiter diskriminiert?