Wird es bald eine neue elektronische Börse in Deutschland geben? Xetra Retail steht in den Startlöchern!
Braucht Deutschland einen weiteren Börsenplatz? Eigentlich nicht. Kein anderes Land in Europa bietet eine solche Handelsplatzvielfalt an, wie Deutschland.
- Tradegate
- gettex
- Quotrix
- LS Exchange
- Xetra
- 6xParkettbörsen
Hinzu kommen noch außerbörsliche Handelsplätze wie Société Générale, Baader Bank und Lang & Schwarz.
Die Deutsche Börse will Privatkunden-Orders zurückgewinnen
In der Vergangenheit wurden sicherlich 90% des Handelsvolumens über die Börse Frankfurt (FWB) und das elektronische Pendant Xetra abgewickelt. Seit der Verbreitung der sog. Neobroker haben aber alternative Börsenplätze wie die oben genannten einen regen Zulauf erhalten. Das führt dazu, dass Xetra aufgrund der Börsengebühren und fehlenden kostenlosen Realtimekursen eigentlich nur noch von institutionellen Akteuren genutzt wird. Die handeln sehr hohe Volumina und erhalten sicherlich Rabatte auf die Börsengebühren und das nötige Kleingeld für ein Realtime-Kurspaket bringen sie auch mit.
Mittlerweile scheint der deutschen Börse aber der Verlust der Retailorders so weh zu tun, dass hier verschiedene Aktivitäten zu beobachten sind.
Weitgehend gesetzlich abgearbeitet ist das Verbot des Payment for Orderflow (kurz „PFOF“). Damit haben die großen europäischen Börsenbetreiber dem Abfluss von Orders einen mächtigen Riegel vorgeschoben. Dieser wird in Deutschland aber erst Mitte 2026 seine volle Kraft entfalten. Bis dahin gilt noch eine Übergangsfrist.
Die Deutsche Börse versucht aber auch noch das Angebot mit einem neuen Börsenplatz auszuweiten. So soll dieses Jahr noch Xetra Retail starten.
Was sind die Vorteile von Xetra Retail?
Xetra Retail ist eine neue Funktionalität für die Ausführung von Privatkundenaufträgen für den Handelsplatz Xetra. Der neue Service zielt darauf ab, die beste Ausführung von Privatkundenaufträgen zu attraktiven Konditionen anzubieten.
Der neue Ausführungsservice bietet Preisverbesserungen auf Basis des aktuellen Central Limit Order Book (CLOB) und auf Basis der konkurrierenden Quotes von dedizierten Retail Liquidity Providers (RLPs). Darüber hinaus werden die Transaktionsgebühren für die Ausführung von Privatkundenaufträgen reduziert. Mit dem neuen Xetra-Ausführungsservice werden Retail-Orders von verbesserten Ausführungspreisen und niedrigeren Transaktionsentgelten profitieren.
So zumindest der Plan der Deutschen Börse. Wahrscheinlich wird es hier auch kostenlose Retailkurse geben, so wie das bei den anderen elektronischen Handelsplätzen schon lange üblich ist. Welche Orderarten bzw. Orderzusätze möglich sein werden, ist uns noch nicht bekannt. Bei den anderen elektronischen Handelsplätzen ist das Quote-Request-Verfahren sehr attraktiv. Hier stellt der Handelsplatz einen Geld- oder Briefkurs, der in der Regel 10 Sekunden gültig ist. Der Kunde kann dann zu dem angebotenen Kurs seinen Handel umsetzen oder zu einem anderen Zeitpunkt eine erneute Kursanfrage starten. Im Vergleich zu einer Marketorder weiß der Kunde hier genau, welchen Kurs er für seine Stückzahl erhält. Im Gegensatz zu einer Limitorder hat er hier nicht das Risiko, dass seine Order gar nicht ausgeführt wird. Zudem kann er den angebotenen Kurs mit anderen Realtimekursstellungen vergleichen (wenn der Broker dies technisch anbietet).