400 Mio. für Finanzen.net GmbH?

Es gibt einen Big Deal in der deutschen Neobroker und Finanzszene. So wurde heute berichtet, dass die Finanzen.net GmbH für kolportierte 400 Mio. Euro den Besitzer gewechselt hat (financeforward hat zuerst berichtet).

Dazu gehören das Finanzportal finanzen.net sowie der Neobroker finanzen.net zero. Außerdem der Robo-Adviser Oskar und der Softwareanbieter Traderfox.

Treiber des Kaufpreises soll aber der Neobroker gewesen sein. Der neue Eigentümer – der Private-Equity-Anbieter Inflexion – will das Finanzportal und den Neobroker noch besser verzahnen.

Trotzdem überrascht dieser extrem hohe Kaufpreis. In der jüngeren Vergangenheit wurde das Finanzportal onvista.de und der dazugehörige Broker für kolportierte 20 Mio. Euro an die Commerzbank verkauft. Mit dem Ergebnis, dass der Broker in 2025 eingestellt werden soll.

Laut dem IVW-Ranking (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) kommt das Finanzportal finanzen.net auf ca. 36 Mio Visits und 212 Mio Page Impressions in Oktober 2024. Zum Vergleich: das Finanzportal onvista.de erreichte im Oktober 2024 ca. 18,5 Mio. Visits und 134 Mio. Page Impressions.

Ein weiteres Portal, das den gleichen Ansatz – also die Kombination aus Portal & Neobroker – verfolgt, ist die Smartbroker Holding mit den Finanzportalen wallstreet-online.de, finanznachrichten und ariva.de.

Die Smartbroker Holding AG ist börsennotiert. Hier wird als aktuelle Marktkapitalisierung 130 Mio. Euro angegeben.

Kunden des Neobrokers sollen viel wert sein

Es wird geschätzt, dass der Neobroker finanzen.net zero über 100.000 Kunden haben soll. Viel verdienen dürfte das Unternehmen damit aber nicht, denn sämtliche Trades werden bisher gratis ausgeführt (daher auch der Name „zero“). Nur bei Trades mit einem Ordervolumen kleiner 500€ gibt es einen Mindermengenzuschlag von 1€. Außer dem Mindermengenzuschlag fliesst bisher also nur Geld durch Provisionen, die finanzen.net zero durch die angeschlossenen Marketmaker erhält. Aktuell ist das die Baader Bank, die als Market Maker hinter der Börse gettex steht.

Nur, in 2026 werden diese Provisionen aller Voraussicht nach wegfallen. Denn dann greift in Deutschland ein Verbot dieser Provisionszahlungen (Payment for Orderflow). Die großen Neobroker Trade Republic und Scalable Broker scheinen darauf zu reagieren, indem sie eigene Marketmaker-Angebote entwickeln. Zumindest gibt es diese Gerüchte in der Branche. Das ist allerdings kein leichtes Unterfangen und setzt eine hohe Kompetenz in Bereichen voraus, die ein Execution-only Anbieter wie finanzen.net zero bisher nicht hat.

Fazit: Die beiden Gründer der Finanzen.net GmbH Peter Schille und Jens Ohr haben eine überragende strategische Weitsicht gehabt, als sie in 2021 den damaligen Gratisbroker gekauft und in das Finanz-Portal eingegliedert haben. Außerdem muss die jetzige Verkaufsstory sehr gut gewesen sein!

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Autor:Thomas

hat früher bei einem Online-Broker gearbeitet. Berichtet hier über Neukundenaktionen, Vor- und Nachteile bestimmter Broker, Konditionsmodelle und Trading-SetUps.mein Depotvergleich der Top-Broker

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