Update 11.12.2024:
Jetzt ist es doch schneller gegangen, als es die ersten Meldungen erahnen ließen. Scalable startet tatsächlich eine Börse. Und zwar eine richtige Börse und nicht bloß einen außerbörslichen Handel. Für die börsliche Handelsüberwachung sorgt die Börse Hannover.Damit steigt die Börse Hannover als neuer Spieler ein. Bisher teilten sich die Börse München (mit gettex), Hamburg (mit LS Exchange) und Düsseldorf (mit Quotrix) den Markt.
EIX: Die Handelbaren Wertpapiere werden zum Start mit 15.000 angegeben. Davon 8.000 Aktien, 2.500 ETP und 3.500 Fonds. Was sich ziemlich genau mit dem Umfang der bisher bei Scalable Broker handelbaren Wertpapieren decken dürfte. Das ist die Company-Page des neuen Handelsplatzes
Die Handelszeiten sind 8:00 bis 22:00 Uhr. An der vergleichbaren LS Exchange kann zwar von 7:30 bis 23:00 Uhr gehandelt werden, aber immerhin decken sich diese Handelszeiten auch genau mit denen von gettex, die ja bisher an Scalable Broker als Handelsplatz angeschlossen waren.
Für die Kunden dürfte sich nicht viel ändern. Ob die Orders an der neuen EIX ausgeführt werden oder wie bisher an gettex, dürfte für die allermeisten Kunden keine Rolle spielen. Für die Kunden von Scalable Broker sind in erster Linie die günstigen Flat-Konditionen interessant – und die kann Scalable jetzt weiter bieten.
Grund dafür ist der Strategieschwenk, als Marketmaker das bisherige Geschäftsmodell zu erweitern. Dieser war notwendig geworden, weil im bisherigen Modell, die Provisionszahlungen der Handelsplätze die Haupteinnahmequelle war. Dadurch, dass diese Provisionszahlungen aber in 2026 nicht mehr möglich sind, weil gesetzlich verboten.
Ursprüngliche Meldung vom 09.12.2024:
Diese Nachricht lässt aufhorchen! Heute berichtet der Blog Finanz-Szene darüber, dass der Münchner Neobroker Scalable Broker eine Kooperation mit der Deutschen Bank eingeht und zudem der Start einer „eigenen Börse“ kurz bevorstehe.
Bekannt war bisher nur, dass der Neobroker an einem eigenen Handelsplatz arbeitet. Hier muss man wissen, dass in 2026 das Verbot für „Payment for Orderflow (PFOF)“ in Deutschland greifen wird. Scalable Broker arbeitet derzeit hauptsächlich mit dem Münchner Handelsplatz gettex zusammen. Für die Weitergabe der Orders an den Handelsplatz werden üblicherweise Provisionen gezahlt. Die Provisionen werden vom Handelsplatz an den Broker bezahlt. Damit finanzieren aktuell die meisten Neobroker ihr Geschäftsmodell. Wenn diese Praktik aber in 2026 abgeschafft wird, stehen die Online-Broker vor dem Dilemma, dass die Einnahmen drastisch sinken werden.
Neuer Handelsplatz „EIX“ in den Startlöchern
Nach den Recherchen von Finanz-Szene ist die Antwort von Scalable Broker nun, selbst Makler der eigenen Orders zu werden. Dann müsste man die Orders auf ein eigenes Wertpapierbuch nehmen und selbst die Spreads stellen. Scalable Broker würde also, statt die Orders an einen externen Handelsplatz weiterzugeben, diese in Zukunft selber abwickeln und am Spread zwischen Geld- und Briefkursen Geld verdienen.
Der neue Handelsplatz soll mit EIX European Investor Exchange sogar schon einen Namen haben. Die Frage ist nun, wie dieses Konstrukt zukünftig aussehen wird? Darüber gibt es in dem kostenlosen Newsletter-Beitrag noch keine weiteren Informationen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen außerbörslichen Handelsplätzen und börslichen Handelsplätzen. Außerbörsliche Handelsplätze für den Handel mit Aktien, ETF, Anleihen und Fonds sind in Deutschland bisher: Lang & Schwarz, Baader Bank, Société Générale.
Daneben gibt es Maklerbörsen, die ebenfalls von einem oder mehreren Marketmakern mit Spreads versorgt werden. Diese werden aber zusätzlich börslich überwacht. Dazu gehören: LS Exchange, Quotrix und auch gettex.
Vor- und Nachteile für Kunden
Auch wenn Finanz-Szene von einer „Börse“ spricht, ist es doch sehr wahrscheinlich, dass Scalable Broker eher einen außerbörslichen Handelsplatz starten wird. Darüber wird dann sicher der Handel zu denselben günstigen Endkundenkonditionen möglich sein. Optional werden aber weiterhin Orders über die alternativen Handelsplätze gettex und Xetra angeboten. Nur werden diese dann sehr wahrscheinlich ein anderes (teureres) Pricing bekommen. So zumindest meine Vermutung.
Die zweite Meldung ist, dass Scalable künftig mit der Deutschen Bank zusammenarbeiten wird. Gleichzeitig hat die börsennotierte Baader Bank bereits schon vor einigen Wochen bekanntgegeben, dass die Zusammenarbeit der beiden Player fortgesetzt wird. Wie passt das zusammen?
Hier dürfte es so sein, dass die Einlagen zukünftig bei einem Pool aus Bankpartnern verwahrt werden. Eine davon ist dann die Deutsche Bank und eine andere die Baader Bank. Trade Republic praktiziert dieses Modell schon seit längerem mit den dortigen Kunden-Einlagen. Also eigentlich nichts besonderes.
Hier geht es zu unserem Scalable Broker-Portrait
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