Der Münchener Neo-Broker Gratisbroker wird an das Finanzportal Finanzen.net verkauft.
Wie das Branchenportal finanz-szene.de heute berichtet, übernimmt das zum Springer-Konzern gehörende Finanz-Portal Finanzen.net den Gratisbroker. Letzterer war erst Ende 2019 an den Start gegangen.
Gratisbroker ist einer aus der Generation der neuen Neo-Broker, die das Online-Brokerage in Deutschland nach dem Vorbild der US-amerikanischen App Robin Hood revolutionieren will. Neben Gratisbroker gehört zu dieser Gruppe der neuen Broker auch Trade Republic, justTRADE, Scalable Broker und Smartbroker. Alle diese Neugründungen eint, dass diese ihren Kunden kostenloses Trading anbieten. Dafür ist aber das Angebot im Vergleich zu den klassischen Brokern eingeschränkt.
Im Falle von Gratisbroker können dessen Kunden ausschließlich am Handelsplatz gettex handeln. Auch der Umfang an handelbaren Wertpapieren ist eingeschränkt. So können über Gratisbroker ca. 4.000 Aktien, 390 ETFs, 2.100 Investmentfonds und ca. 180.000 Derivate gehandelt werden (hier geht es zu unserem Testbericht).
Auch wenn keine Kundenzahlen bekannt sind und auch zum Kaufpreis bisher keine Informationen vorliegen, dürfte Gratisbroker mit einigem Abstand der kleinste der neuen Neo-Broker-Generation sein. Während die anderen vorgenannten Broker mit sehr viel Marketing-Druck in den Markt drängen (im Falle von Trade Republic mit großen Kapitalrunden), flog der Gratisbroker seit seiner Gründung größtenteils unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit. Auch die Weiterentwicklung des Brokers stockte zuletzt. Die drei Gründer verbleiben dem Vernehmen nach im Unternehmen.
Was das zum Springer-Konzern gehörende Finanzportal mit der Neuerwerbung vor hat, bleibt zunächst einmal im Unklaren. Pikanterweise hat Finanzen.net bereits einen eigenen Broker auf seinem Portal angedockt. Dabei handelt es sich allerdings um eine White-Label-Lösung, dahinter steht das Angebot der onvista bank. Eine Verschmelzung der beiden Brokerangebote ist sehr unwahrscheinlich, da Finanzen.net keinen Einfluss auf die technische Infrastuktur des White-Label-Angebotes hat und es sich wahrscheinlich auch finanziell nicht lohnen würde, die Kunden von Gratisbroker zu migrieren. Daher ist zu erwarten, dass Finanzen.net zunächst eine Zwei-Marken-Strategie verfolgt und bei Gelegenheit, das White-Label-Angebot durch den Zukauf Gratisbroker ersetzen wird.
Für die Kunden von Gratisbroker dürfte sich durch die Übernahme aber zunächst nichts ändern.